Ausgangspunkt

Die Stühle stehen in Reih und Glied, die sanitären Anlagen blitzen, das Glas der Vitrinen mit den kostbaren Ausstellungsstücken ist frei von Spuren der Neugierigen. 
Der Fisch aus der Tiefkühltruhe ist grätenfrei, das Schwein ist zerteilt, 
das Rind portioniert, die Erdbeere gepflückt und das Geschirr nach der rauschenden Familienfeier im Lieblingsrestaurant gespült.
Aber wie geschieht das eigentlich? Steckt hinter alledem modernste Technik? Sind es vielleicht die viel zitierten Heinzelmännchen oder irgendwelche geheimnisvollen Kräfte?
Es sind Menschen, die all dies tun. Es sind Menschen, die hauptsächlich nicht über Generationen hinweg in diesem Land Fuß gefasst haben und viel zu oft unter prekären Bedingungen dafür sorgen, dass Selbstverständliches weiterhin selbstverständlich ist. Es ist Arbeit, mit der sie ihren
Lebensunterhalt oder einen Teil davon bestreiten.
Fast ausnahmslos spielt sich diese Arbeit im Hintergrund ab, an Orten fern des öffentlichen Treibens und oft gegenläufig zu den normalen Arbeitszeiten.
Diese Menschen sind im gesellschaftlichen Alltag nahezu unsichtbar. 
Herausgefallen aus der allgemeinen Wahrnehmung bewegen sie sich in einer parallelen/unsichtbaren Arbeitswelt und Gesellschaft, in der sie weder die angemessene Aufmerksamkeit, noch Wertschätzung erfahren. Wer sind diese Menschen? Was bewegt sie? Wie leben sie und wie erleben sie ihre Situation selbst? Welche Geschichten spielen sich hinter den Kulissen ab? Werden sie doch gesehen und wenn ja, wie? 

Details

Un/Sichtbar ist ein interkulturelles Filmprojekt, welches People of Color aus Arbeits- und Lebenswelten abseits der öffentlichen Wahrnehmung ein Gesicht gibt und ein Forum bietet. Wir laden People of Color aus unsichtbaren/in den Hintergrund gedrängten Tätigkeitsfeldern ein, ihren eigenen Alltag über den Zeitraum von vier Wochen selbst zu dokumentieren und Protagonist:in des Films zu werden.  Wir stellen hierfür Kameras mit leichter Bedienung zur Verfügung. Der Zeitraum dafür ist April bis August 2021.
Das Projekt wird von einem professionellen Filmteam begleitet. Allen, die mitmachen, wird im Vorfeld der Umgang mit der Kamera sowie filmisches Grundwissen vermittelt.
Nach Ende der Drehzeit wird das Produktionsteam gemeinsam mit den Protagonist:innen aus dem entstandene Bild- und Tonmaterial einen Film erstellen.
Das entstandene Werk soll 2021/22 in der Zinnschmelze gezeigt werden.  

Grundsätzlich stehen bei dem Projekt die Protagonist*innen als Menschen im Vordergrund.
Ansatz ist es nicht, vorausgeplant eine politische Aussage oder gar 
Instrumentalisierung umzusetzen.
Der Gedanke ist, einerseits Einblicke in eine wenigen zugängliche Welt aus erster Hand zu
ermöglichen und andererseits zu zeigen, dass jeder Mensch spannend ist und Wertschätzung
verdient. Dies ist unserer Meinung nach einer Normalisierung von Diversität zuträglicher als Belehrungen mit erhobenem Zeigefinger.




Das Projekt ist von Fonds Soziokultur aus dem Programm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) „NEUSTART KULTUR“ gefördert.